Brennende Küste
"Mek ? Wo steckst du ?"
Sergeant Naton sah sich in der Fahrzeuughalle um. Die Chimäre seines Trupps stand an ihrem angestammten Platz, daneben standen Kisten mit Werkzeug und Ersatzteilen.
Die Halle war nicht besonders hoch, es passten gerade so die Chimären hinein, aber in einer Stadt wie Tokros war die Auswahl nicht sehr groß.
Die Wände waren aus grauen Beton, wenn es hier mal eine Wandfarbe gegeben hatte, so war sie längst verblichen. Nur ein imperialer Adler prangte an der Westwand, anscheinend hatte sich jemand die Mühe gemacht ihn dort anzubringen.
Aber das war noch vor meiner Zeit, dachte Naton bei sich.
Er ging um das Fahrzeug herum und stolperte über einen leeren Farbeimer. Laut scheppernd rollte dieser bis zu einer Wand und blieb dort liegen.
"Verdammt Mek, wie oft habe ich dir schon gesagt, du sollst deinen Scheiß nicht immer rumliegen lassen !", brüllte der Sergeant.
"Sarge ? Was ist denn los ? "
Naton wandte sich um, aber er sah niemandem.
"Hier unten."
Eine Hand winkte mit einem Schraubenschlüssel unter dem Panzer hervor.
"Was beim heiligen Thron machst du da ?", fragte Naton lautstark, während er sich nach unten beugte.
"Maddin, du erinnerst dich doch daran das wir immer so ein Klappern gehört haben, während der Patroillen ? Ich hab´s repariert. Waren nur ein paar Schrauben locker."
Ein breites Grinsen stand in dem ölverschmierten Gesicht von Mek.
"Bist du jetzt völlig von der Fackel des Wahnsinns beleuchtet ? Wie oft habe ich dir schon gesagt du sollst die Finger davon lassen ? Ich war deswegen extra bei Maschinenseher Rados. Du weisst ganz genau, dass du nicht an die Panzer sollst, du bist kein Techpriester und wer weiß wie der Geist der Maschine reagiert. Wenn ich dich noch einmal hier erwische, versetze ich dich ins Strafbatallion. Haben wir uns verstanden. ?"
"Ja, Sir." anwortet Mek kleinlaut.
"Dann beweg deinen Hintern, wir haben einen neuen Auftrag. Du hast zehn Minuten um deine Sachen zu holen. Wir treffen uns an der Waffenkammer. Na los, Bewegung Soldat Barthos"
Sergeant Naton kam aus der Waffenkammer und trat auf den Flur. Vor ihm stand sein Trupp, ein kleiner Haufen Verrückter, die auf diesem armseligen, imperatorverlassenem Planeten ihren Dienst bei den Planetaren Verteidigungsstreitkräften ableisteten.
Es waren 4 an der Zahl und das lag nicht an hohen Verlusten, es gab einfach nicht mehr. Naton hatte schon längst aufgehört zu fragen, warum man ihm nicht mehr Mäner zur Verfügung stellte, er hatte nie ein Antwort darauf bekommen. Und er dachte auch nicht darüber nach.
Er hatte es sich einfach damit erklärt, das der Planet so weit abseits lag, so gut wie unbewohnt war, strategisch ohne Wert und tausend andere Dinge.
Aber so war es ja auch. Es gab hier einfach nichts was so wertvoll war, dass es sich lohnen würde es zu verteidigen.
"Korporal Asimov ?"
"Sir ?"
"Ist der Trupp einsatzbereit ?"
"Bereit zum Abmarsch, Sir."
Korpral Asimov war mit Abstand der Größte in dem Haufen. Und wahrscheinlich auch der disziplinierteste. Irgendjemand hatte mal das behauptet, Asimov hätte irgendwo studiert, aber Naton hielt das nur für dummes Gerede. Fest stand jedoch, das er aussergewöhnlich gebildet war und eine Menge über das Imperium zu wissen schien.
"Gut, dann fass ich mich kurz. Wir fahren um Punkt 19 Uhr in den nordöstlichen Stadtsektor, um die Patroille des Adeputs Arbites zu übernehmen. Ich erwarte eine saubere Ausführung und wenn einer von euch Mist baut, dann kann er sich den Arschtritt des Jahrhunderts abholen. Noch Fragen ?"
Soldat Halius hob die Hand. Er war groß gewachsen, reichte jedoch nicht an die Größe von Korporal Asimov heran. Er war der typische Soldat, er nörgelte über alles und jeden, um dann hinterher dennoch sein Befehle gewissenhaft auszuführen.
"Sir, was soll das Ganze bitte ? Wir fahren Patroille für die Arbites ? Können die das nicht selbst ?"
"Soldat, wenn mich ihre Meinung interessiert hätte, dann hätte ich sie verdammt nochmal danach gefragt. Hat noch jemand irgendwelche dummen Anmerkungen ? Dann los, ihr werdet nich fürs rumstehen bezahlt."
Sergeant Martin Naton war mal wieder in Höchstform und seine Soldaten bekamen es gleich zu spüren.
Die fünf Männer verliessen das Gebäude und eilten im Laufschritt zur Chimäre, die noch immer in der Fahrzeughalle stand.
Hastig stiegen sie in den Panzer ein und Soldat Barthos begab sich auf den Fahrersitz.
"Ich hoffe die Kiste springt an", grummelte Naton und atmete scharf ein.
Barthos startete die Motoren und mit einem tiefen Brummen sprang der Motor an.
"Schnurrt wie ein Kätzchen, Sir", gab Barthos zufrieden von sich und legte den Rückwärtsgang ein.
Dann gab er Gas und fuhr mit völlig überhöhter Geschwindigkeit aus der Halle.
Intervall 1
"Mek, fahr langsam", sagte Korporal Asimov, "er ist auch so schon geladen genug, da brauchst du nicht noch Öl ins Feuer kippen."
"Ist ja schon gut, Asmo, mich nervt das Ganze nur. Warum müssen wir jetzt noch raus ? Vor allem in den nordöstlichen Sektor. Der ist nachts nicht grade ein Ausflugsziel."
"Mach einfach was man dir sagt, so schlimm wird´s schon nicht werden."
Das Brummen des Motors wurde etwas leiser, als Barthos die Geschwindigkeit drosselte und vorschriftsmässig die Straße entlangfuhr.
Asimov ging lehnte sich wieder zurück auf seinen Platz und sah zu Sergeant Naton herüber.
Der saß brütend über einer Karte und legte die Stirn in Falten. Neben ihm lag sein Bolter, niemand wusste woher er ihn hatte, vor allem nicht hier auf diesem Felsen im All. Die Waffe schien sehr alt zu sein, aber Naton passte darauf auf wie ein Schiesshund.
"Sarge, eine Frage." Asimov musste lauter reden als sonst, um den Motor und die Kettengeräusche zu übertönen.
"Was gibt es, Korporal ?" Martin Naton sah genervt aus. Er nahm sein Feldflasche zur Hand und trank einen Schluck Wasser.
"Wird das jetzt zur Gewohnheit ?"
"Was weiß ich denn, Asmo. Ich befolge hier nur meine Befehle, mehr nicht. Wenn die Arbites uns anfordern, dann ist das so. Denk nicht drüber nach, dafür wirst du nicht bezahlt. Wir machen eben unsere kleine Spritztour und in spätestens zwei Stunden sind wir wieder zurück."
Die Chimäre ruckte und blieb dann mit tuckerndem Motor stehen. Kurz darauf fuhr sie wieder an und ein lautes Dröhnen erklang.
"Festhalten, es geht durch den Tunnel", meldete sich Barthos zu Wort. Er gab Gas und der Panzer fuhr hinab in die Tiefe. Der Motorenlärm und die qietschenden Kettengeräusche hallte von Stahlbetonwänden wieder und es wurde so laut im Fahrzeug, dass eine Unterhaltung unmöglich war.
Der Tunnel oder das Wasserrohr wie es die Soldaten manchmal nannten, war eine einfache Betönröhre, die unter dem Fluss Wonraw durchgegraben worden war, um es imperialen Einheiten und dem Adeptus Arbites zu ermöglichen, schneller in den nordöstlichen Teil der Stadt zu kommen.
Der Fluss war an dieser Stelle zu breit für eine Brücke und so hatte man den Tunnel gebaut.
Er war allerdings nicht sehr beliebt bei den PVS, zu groß war der Aberglaube und die Schauergeschichten die darüber erzählt wurden.
Barthos war das alles ziemlich egal, er fuhr gerne hindurch, einfach weil es schneller war und er von Geistern nicht viel hielt, selbst wenn sie in Panzer steckten.
Nach 5 Minuten, die den anderen Soldaten wie ein Ewigkeit vorkam, liess der Lärm nach und signalisierte so, dass der Panzer den Tunnel verlassen hatte und nun im Hafengebiet von Tokros war. Es war hellerleucht, denn die Docks waren voll mit Waren von anderen Kontinenten und das Licht hielt den Großteil des Pöbels fern, der sich hier bedienen wollte, den Rest besorgten Wachleute, die nicht lange fackelten und schon oft mussten die Arbites hierher ausrücken, weil es Schlägereien und andere Gesetzesverstösse gegen das Lex Imperialis gab.
Zwischen all den ganzen Hafenanlagen, Lagerhallen und Verladedocks stand ein großes Kraftwerk, das die ganze Stadt mit Energie versorgte, es schien riesig zu sein und wurde nachts hell erleucht, damit man auch dann den übergroßen Imperialen Adler sehen konnte, der auf dem großen Kühlturm prangte.
"Wie siehts aus ?", brüllte Naton in den Turm, in dem Soldat Halius saß.
"Was soll schon sein, Sarge ? Alles ruhig, wie immer. Hier lässt sich doch eh keiner Blicken während der Patroillenzeiten. Und schon gar nicht wenn statt der Arbites wir aufkreuzen."
"Halius, ihre Kommentare können sie sich sonstwohin schieben", antwortete Naton entnervt.
Dann setzte er sich wieder an seine Karte.
"Wir haben gleich den ersten Kontrollpunkt erreicht, den Fährhafen. Asmo, du machst dann Meldung, Soldat Toitos und ich sehen uns dort mal um."
Dann wurde es wieder ruhig im Panzer. Das gleichmässige Dröhnen des Dieselmotors wirkte irgendwie beruhigend und die Züge von Sergeant Natos entspannten sich merklich.
Dann wurde der Panzer langsamer und mit einen metallischen Knirschen schwenkte die Chimäre, um kurz darauf wieder mit brüllendem Motor und hoher Geschwindigkeit anzufahren.
Einige Zeit später kam das Fahrzeug dann zum Stehen.
"Wir sind da, Sir", rief Barthos vom Fahrersitz in den Laderaum.
"Korporal, sie haben das Kommando." Damit drehte sich Naton zur Luke, die bereits von Toitos geöffnet wurde. Beide sprangen heraus und verschwanden in der Dunkelheit.
"Asmo ?"
"Nicht jetzt Rob, ich muss unsere Position melden." Asmodai nahm den Hörer des Funkgerätes in die Hand und begann zu sprechen.
"Hier T-A-V 19, Kommen."
"Hier Nestmutter, sprechen sie, Kommen"
Der Empfang war perfekt, hier draußen gab es kaum etwas das den Empfang blockieren konnte, da es im Hafen naturgemäß an hohen Gebäuden oder störender Vegetation mangelte.
Nur in der Nähe des Kraftwerks war es manchmal schwierig zu senden.
"Hier T-A-V- 19, haben ersten Kontrollpunkt erreicht, keine Vorkommnisse. Setzen Patroille in 10 Minuten fort, Ende."
Dirk "Asmo" Asimov legte das Sprechgerät zu Seite und begab sich zum Turm.
"Was wolltest du Rob ?"
"Wenn wir nachher zurückfahren, können wir dann in der langen Straße vorbeifahren ? Ich habe da was bestellt."
"Sag mal, du hast wohl auch zuviel Geld ? Was ist es diesmal ? Ach, ich will es gar nicht wissen. Wenn Komissar Amasec dich erwischt, wird er dich für den Rest deines Lebens in die Straflegion stecken."
"Nicht wenn mich der Sergeant vorher dort abliefert", konterte Halius.
"Ja, zusammen mit Mek, weil er den Techpriestern ständig ins Handwerk pfuscht", warf Asmo ein.
Ein metallisches "Klonk, Klonk" von draußen unterbrach das Gespräch abrupt.
Intervall II
Asimov wandte sich um und zog seine Boltpistole aus dem Halfter.
"Korporal, machen sie die verdammte Tür auf. Wir sind hier sowas von fertig", brüllte Sergeant Naton von draußen.
Asmo öffnete die Stahlluke und sah in das genervte Gesicht von Naton. Neben ihm stand sichtlich unbeeindruckt Toitos, der in der Hand sein Scharfschützengewehr trug.
Sebastian Toitos redete nicht viel, er schien oft über irgendetwas nachzugrübeln, aber er verriet nicht was ihn bewegte. Überhaupt wusste eigentlich niemand so recht etwas über ihn, außer das er verdammt gut schiessen und kämpfen konnte.
Korporal Asimov ging einen Schritt zurück und die beiden Soldaten schwangen sich durch die Luke in den Panzer.
"Soldat Barthos, der nächste Kontrollpunkt ist das Kraftwerk. Und etwas Beeilung, wenn ich bitten darf, wir haben nicht den ganzen Abend Zeit", brüllte Naton nach vorne.
"Ja, Sir", quittierte Mek den Befehl und gab Gas. Der Panzer machte einen Satz nach vorn und fuhr mit klirrenden Ketten durch das Hafenareal.
Der Motor lief ruhig und tief brummend, während sich Naton und Toitos auf eine Sitzbank niederliessen.
Asimov sah dem Sergeant ins Gesicht, der wieder seine Karte zur Hand nahm, als ein piepender Signalton erklang. Naton sah auf, blickte zu seinem Korporal und gab ihm dann ein Handzeichen, worauf dieser zum Funkgerät ging.
"Hier T-A-V 19, Kommen."
"Hier Nestmutter, wir haben ein Unterstützungsanforderung von der Hafenadministration. Sie benötigen Hilfe im Sektor NO 43. Angeblich sollen sich dort subversive Elemente herumtreiben. Kommen."
"Verstanden Nestmutter, wir sehen uns das mal an. Kommen."
"Melden sie sich, sobald die Lage klar ist, Nestmutter Ende."
Sergeant Naton schwang sich auf und begab sich zur Fahrerkabine. Seine Stimme war im ganzen Fahrzeug zu hören, als er seine Befehle gab.
"Mek, sofort zu Sektor NO 43 ! Rob, es wird erst gefeuert wenn ich den Befehl dazu gebe ! Asmo,
Basti, sobald wir da sind, will ich einen vorschriftsmässigen Absprung sehen. Waffen geladen und entsichert."
Die Chimäre beschleunigete auf Maximalgeschwindigkeit und jagte dröhnend durchs Hafengebiet.
Mit klirrenden Ketten und tief brummendem Motor raste Barthos die Ost-West Straße entlang. Es schien eine Ewigkeit zu dauern bis er am Ölhafen war, 5 Minuten waren vergangen bis die ersten Treibstofftanks in Sichtweite kamen.
Mit einem scharfen Bremsmanöver bachte Barthos den Panzer zum stehen.
"Los, Los, Los !", brüllte Sergeant Naton, als er und seine Leute aus dem Fahrzeug stürmten.
Nachdem sie den Transporter verlassen hatten, suchten sie sich schnellstmöglich eine Deckung, um sofort dahinter in Stellung zu gehen.
Die drei Soldaten hatten sich in einigem Abstand voneinander vor der Chimäre postiert. Während Basti mit seinem Scharfschützengewehr hinter einem Stapel Kisten lag, lehnte sich Asmo gegen einen Transformatorkasten. Sergeant Naton dagegen befand sich an einem großen Container und spähte mit einem Restlichtverstärker in die Dunkelheit.
"Was siehst du ?", fragte Asmo per Helmfunk.
"Nichts bis jetzt", antwortete Naton.
Er blickte noch einmal durch das Gerät und sah auf die Tanks und Rohrleitungen. Alles schien ganz normal. Es war ruhig und auch die großen Flutlichtscheinwerfer, die das Areal beleuchteten, waren alle in Funktion.
Aber wenn niemand hier war, wer hatte dann die Unterstützung angefordert ?
"Arrgghhhh. Aarrrgh, raaaaaaaaar !", schrie jemand plötzlich.
"Was beim heiligen Thron....", Asmo sah sich um, als die Naton rief: "Das kam aus Bastis Richtung."
Beide sahen zu dem Kistenstapel, aber keiner konnte Soldat Toitos sehen.
Ein Schnaufen und Stöhnen kam aus der Richtung, als Maddin und Asmo zu dem Kistenstapel liefen.
"Soldat Toitos, melden sie sich, was ist da los ?", brüllte Naton ins Funkgerät.
Ein metallisches Klirren ertönte und als Maddin bei Bastis letzter Position war, sah er ihn in einem Graben mit jemandem kämpfen. Unter dem Lichtkegel einer Straßenlaterne attackierte Basti mit gezogenem Schwert seinen Kontrahenten, während dieser mit zwei großen Eisenstangen versuchte dem Soldaten den Schädel einzuschlagen.
Sergeant Naton brachte seinen Bolter in Anschlag und brüllte: "Schluss damit, Waffen fallen lassen und die Hände so das ich sie sehen kann."
"Raaaarr. Arghh, Raaaaaaaar", brüllte das Wesen und plötzlich ging Maddin zu Boden.
Jemand war von hinten auf ihn herauf gesprungen und hatte ihn niedergeworfen. Schnell rollte er sich ab und wirbelte herum, um auf die neue Situation reagieren zu können.
Asmo kam mit einem Satz herüber und stellte sich dem unbekannten Angreifer, der in eine dunkle Kutte gehüllt war, ebenso wie das Wesen mit dem sich Basti einen Nahkampf lieferte.
Mit einem kräftigen rechten Haken traf er den Neuankömmling ins Gesicht, der daraufhin kurz taumelte und sofort mit einer Reihe von Schlägen konterte.
Asmo kassierte ein paar tiefe Schwinger und lieferte sich einen Faustkampf mit seinem Gegner.
Als Sergeant Naton das sah, sprang er eilig auf und stürmte auf Asimovs Kontrahenten zu, um ihn von hinten anzugreifen. Er nutzte seinen Schwung um dem Kerl in der dunklen Kutte in die Nierenregion zu treten, worauf dieser stöhnend zurückwich.
Asmo nutzte dies zu seinem Vorteil und landete erneut einige Fausthiebe bei der Kreatur, worauf diese zu Boden ging.
Maddin griff zog seine Automatikpistole aus dem Holster und brachte die Waffe in Anschlag.
"Ganz ruhig und die Hände über den Kopf. Ich schwöre, wenn du einmal zuckst, hast du eine Kugel im Kopf." Das Wesen gehorchte und blieb liegen.
Asmo reagierte sofort und zog ebenso seine Pistole, um damit Bastis Angreifer bedrohen zu können. Innerhalb von Sekunden stand er in dem Graben hinter dem Kuttenträger und brüllte ihn an: "Sofort die Waffen fallenlassen oder du trittst die Heimreise in einem Sack an."
Das Wesen brüllte vor Wut und hielt unentschlossen inne.
"Ich sagte Waffen fallen lassen, sofort !", wiederholte Asimov seine Drohung.
Mit einem lauten Klirren fielen die Eisenstangen auf den Boden und der unbekannte Angreifer knurrte wütend.
"Runter auf die Knie und die Hände über den Kopf", bellte Asmo, "Basti, nimm die Kabelbinder. Wir werden ihn den Arbites übergeben."
Plötzlich fielen Schüsse.
"Verdammte Mutanten, stirb, stirb, stirb !" hörte man Sergeant Natons Stimme.
"Halt du ihn in Schach, Asmo. Ich sehe nach was da los ist", rief Basti und lief aus dem Graben hinaus.
Als er oben angekommen war, sah er wie Naton vor dem zweiten Angreifer stand, der in einer Blutlache auf der Straße lag.
"Ein verdammter Mutant, siehst du das ? Er hat einen dritten Arm. Er hat nach mir gegriffen, dieser Abschaum. Sowas widerwärtiges. Verdammte Ketzer."
Soldat Toitos nahm eine Taschenlampe zur Hand und leuchtete alles aus. Das Wesen hatte wirklich drei Arme und eine Hand lag in Richtung von Maddins Bolter ausgestreckt, der ihm beim Überfall aus der Hand gerissen worden war.
"Was ist mit dem Anderen ?", fragte Naton.
"Der lebt noch. Asmo passt auf ihn auf", antowortet Toitos.
"Gut, fessel ihn. Wir nehmen ihn mit. Und das `Ding` hier auch. Komissar Amasec wird wissen was zu tun ist. "
"Ja, Sir." Basti steckte die Lampe weg und sprang zurück in den Graben.
Intervall III
Sergeant Naton stieg als erster in die Chimäre, dicht gefolgt von Soldat Toitos. Korporal Asimov trieb den Gefangenen in den Panzer und kettete ihn im Inneren an eine Stahlverstrebung. Dann verliessen er und Toitos das Fahrzeug um die Leiche des anderen Angreifers zu holen.
"Was beim Thron....? Den wollen sie doch nicht in meinem Panzer mitnehmen ?", fragte Barthos vom Fahrersitz aus.
"Klappe halten, Soldat. Und im übrigen ist es nicht ihr Panzer !" Naton griff nach dem Funkgerät.
"Hier T-A-V 19, Kommen."
"Hier Nestmutter, sprechen sie, Kommen."
"Situation in Sektor NO 43 unter Kontrolle. Haben eine Gefangenen zur Überführung an Komissar Keros. Kommen."
"Verstanden T-A-V 19. Setzen sie die Patroille fort, Meldung an den Kontrollpunkten. Kommen."
"Zu Befehl. T-A-V 19 Ende."
Naton legte das Sprechgerät zu Seite. Das angestrengte Stöhnen und Schnauffen von Asimov und Toitos liess ihn zur Luke schauen. Die beiden Soldaten hatten sichtlich Schwierigkeiten den toten Mutanten in den Panzer zu verfrachten und der Sergeant ging ihnen zur Hand.
Als er an die Plane, in der die Leiche war, mit angefasst hatte, ging er sofort in die Knie.
"Was zum..? Wie schwer ist denn der ? Eine Tonne oder was ?", stöhnte Natos.
"So in der Art, Basti und ich hatte große Probleme ihn in die Plane zu stecken, mal ganz davon ab das wir ihn anfassen mussten. Ekelhaft. Ich muss nachher unbedingt zu einem Prediger und mich einem Säuberungsritual unterziehen", entgegnete Asimov, während Toitos nur breit grinste.
"Du wirst dir schon nichts weggeholt haben", warf Basti ein.
"Nein, aber spätestens jetzt haben wir alle was davon", rief Halius aus dem Turm," der stinkt ja wie vergammelter Fisch. Ekelhaft."
Dann hatten sie die Leiche ins Fahrzeug gewuchtet. Naton wischte sich den Schweiss von der Stirn und sah zum Gefangenen herüber, der völlig regungslos in der Ecke saß.
Er blickte den Sergeant direkt an und in seinen Augen schien seine Wut und sein Hass zu brennen.
Die dunkle Kutte, die er an seinem Körper trug, war völlig verdreckt und dem Aussehen nach zu urteilen, gehörte der Mann der Arbeiterschaft von einem der Docks an.
"Was wolltet ihr im Tanklager ? Wieso habt ihr uns angegriffen ?", wollte Naton wissen, aber der Gefangene knurrte nur.
"Was ist ? Bist du taub oder stumm ? Oder einfach nur dumm ? Was wolltet ihr dort ?"
Der Sergeant bekam keine Antwort. Asmo verschloss derweil die hintere Luke und setzte sich auf die Sitzbank.
"Barthos, weiter zum nächsten Kontrollpunkt, wir haben schon genug Zeit verloren. Ich will diesen verdammten Leichnam so schnell wie möglich loswerden", befahl Natos und setzte sich so das er den Gefangenen im Auge hatte.
"Ja, Sir", quittierte Norman Barthos und trat auf´s Gaspedal. Die Motoren brummten laut und die Chimäre ruckte los. Mit klirrenden Ketten wendete der Panzer und fuhr dann aus dem Tanklager heraus in Richtung des Kraftwerks.
"Maddin, warum liefern wir ihn nicht direkt bei den Arbites ab ?", wollte Asimov wissen.
"Weil wir ihn gefangen haben, und die PVS überstellen Gefangene zu erst ans Kommissariat, auch wenn wir hier für die Arbites unterwegs sind."
"Habe ich das richtig gehört ? Ihr wollt ihn bei Kommissar Amasec abliefern ?", mischte sich Robert Halius ein, "da habe ich dann aber mal eine Frage. Wieso überhaupt Amasec, wenn er doch Keros heisst ? Habe ich da was verpasst ?"
Sergeant Naton atmete tief ein, aber sagte nichts. Korporal Asimov ergriff das Wort.
"Ach, es gab da mal so eine Geschichte. Angeblich wurde er wegen eines Vorfalls hieher versetzt."
"Was für ein Vorfall ?", fragte Halius neugierig.
"Ach das ist nur so ein Gerücht...", Asmo wurde durch Maddin unterbrochen.
"Ruhe jetzt. Ich will kein Wort mehr davon hören."
Plötzlich wurde der Panzer hörbar langsamer, das Klirren der Ketten auf dem Asphalt unregelmässiger. Die Motorengeräusche waren nun dumpfer und langsam zuckelte die Chimäre über einige Bahngleise, die die Straße kreuzten.
Kaum waren die Schienen überquert, zog das Fahrzeug wieder an und dröhnte auf das nahe Kraftwerk zu.
Es war hellerleuchtet und der imperiale Adler auf dem Kühlturm war weithin zu erkennen. Verschiedene Überlandleitungen führten von dem Transformatorengebäude weg und verloren sich in der Dunkelheit des Hafengebiets, während vor dem Hauptportal Kampfservitoren Wache hielten.
Als die Chimäre sich dem Zugangstor näherte, trat ein Mitglied des Adeptus Mechanicus aus einem versteckt gelegenem Wachgebäude heraus zur Straße.
Er war in eine helle Robe gekleidet, die das Emblem des Mechanicus und der Skitarii trug. Mehrere bionischen Implantate komplettierten seine Erscheinung. Während er sich vor dem Portal aufbaute, zog er seinen Bolter hervor und brachte ihn in Anschlag.
Der Panzer wurde spürbar langsamer und kam dann zum stehen. Im selben Moment öffnete sich die hintere Luke und Sergeant Naton trat hervor.
"Was im Namen des einzig Wahren habt ihr hier zu suchen ? Wo ist die Patroille des Adeptus Arbites ?", fragte der Skitarii.
"Verzeiht, aber wir wurden anstatt der Arbites entsandt, um die imperiale Autorität zu wahren",
antwortete Martin Naton.
"Ihr wurdet mir nicht angekündigt. Ich werde dies überprüfen. In der Zwischenzeit haltet eure Hände so das ich sie sehen kann !"
Ein metallisches Klicken war zu hören und der Sergeant sah wie die Servitoren Stellung um ihn und die Chimäre bezogen. Er erkannte das der Posten des Mechanicus mit Hilfe eines integrierten Kommunikationsmoduls an seinen Vorgesetzten Meldung machte.
Anscheinend wusste mal wieder niemand Bescheid. Sergeant Naton hasse es. Da mussten sie schon die Drecksarbeit für andere machen und dann wusste die linke Hand nicht mal was die Rechte tat.
Minutenlang stand er nun eingekreist von Servitoren vor dem Panzer, während sich seine Leute wahrscheinlich dämliche Witze erzählten.
"Was siehst du, Robert ?", fragte Korporal Asimov.
"Dasselbe Theater wie beim letzten Mal....", kam die Antwort aus dem Turm des Panzers.
"Oh man, warum sagt denn da nie einer Bescheid, Asmo?", wollte Mek wissen.
"Das fragst du mich ? Es sind die Arbites, die es weitermelden sollten.Was sie hoffentlich auch gemacht haben. Aber besonders du weißt genau wie das Mechanicus ist, nicht wahr Norman ?", meinte Asimov mit einem leichten, ironischen Unterton.
"He, der Panzer fährt doch wohl, oder ?", konterte Barthos," was wohlgemerkt nicht deren Verdienst ist."
"Lass sie das bloss nicht hören....wartet mal...", kommentierte Soldat Halius.
Ein Surren war zu hören als sich der Turm der Chimäre langsam hin und her bewegte.
Halius sah durch das Wärmebildgerät des Panzers hinaus auf die nähere Umgebung des Kraftwerks.
Normalerweise hatten diese Fahrzeuge solche Gerätschaften nicht, aber seit sich Mek mit dem Mechanicus über die Wartung des Panzers überworfen hatte, gab es eine Menge Möglichkeiten für Halius, solche Module in den Panzer zu schmuggeln.
"Da draußen ist eine Menge Bewegung..."
Ein lautes Krachen hallte im Panzer wieder und das Fahrzeug wurde herumgeschleudert.
Korporal Asimov und Soldat Toitos gingen zu Boden und der Motor jaulte laut auf.
"Verdammmmmte....Arrrhhh...", brüllte Robert aus dem Turm. Während alle anderen herauszufinden versuchten, was los war, zog er den Abzug durch und die schweren Bolter im Turm
begannen dröhnend zu feuern.
Intervall IV
Sergeant Martin "Maddin" Naton konnte sich gerade noch so in Sicherheit bringen, als die Rakete auf das Fahrzeug aufschlug und es herumriss.
Zwei der Servitoren hatten nicht soviel Glück gehabt und waren unter der tonnenschweren Chimäre zermalmt worden. Funken sprühende Einzelteile lagen herum und blutige Klumpen organischer Masse klebten an dem Panzer.
Naton fasste seinen Bolter fester und kroch langsam hinter eine Betonbarrikade, während der Panzer das Feuer auf die unbekannten Angreifer eröffnet hatte.
Also hatte der Raketentreffer das Fahrzeug noch nicht ausgeschaltet und auch der laufende Motor war noch zu hören. Allerdings war eine stehende Chimäre ein allzu leichtes Ziel, besonders wenn der Feind mit Panzerabwehrwaffen ausgerüstet war.
Die Frage war, ob Mek noch am Leben war.
Naton lugte aus seiner Deckung hervor und sah wie die Servitoren des Kraftwerks vorrückten und die unbekannten Angreifer ebenfalls unter Feuer nahmen. Der Skitarii, mit dem er gesprochen hatte, war jedoch nirgends zu sehen.
Dafür schlug den Servitoren schweres Laserfeuer entgegen, aber weitaus mehr Geschosse aus Automatikwaffen. Unbeirrbar feuerten die Bio-Mechanoiden zurück, aber die Angreifer waren zu zahlreich. In unzähligen Deckungen und im Schutz der Dunkelheit waren sie kaum auszumachen, für die Servitoren war das kein Problem und offensichtlich auch nicht für Soldat Halius, der gezielte Feuerstöße abgab, für Maddin allerdings schon.
Plötzlich jaulte der Motor der Chimäre laut auf und kreischend setzte sich der Panzer in Bewegung, aber sie schien beschädigt, denn unter den Ketten schlugen Funken hervor. Metall schleifte auf Asphalt und das Ächzen von gequälten Stahl hallte zu Natos herüber.
Im nächsten Augenblick explodierte einer der Servitoren in einem Feuerball, als er von einer Rakete getroffen wurde. Brennende Teile flogen durch die Gegend und der Gestank von verbranntem Fleisch lag in der Luft.
Maddin hörte Stimmen rufen und sah wie, einige der Angreifer ihre Deckung verließen. Offensichtlich ermutigt durch ihren Erfolg stürmten sie vorwärts und deckten den letzten verbliebenen Servitoren mit einem Feuerhagel ein, worauf dieser diverse Fehlfunktionen und Kurzschlüsse erlitt und in Flammen aufging, bevor er den Betrieb ganz einstellte.
Sofort reagierte Naton und zielte mit seinem Bolter auf den nächsten Angreifer, er drückte ab und ein kurzer Feuerstoß verließ die Waffe. Die Geschosse lagen genau im Ziel, mühelos bohrten sich die Projektile durch die Armaplastweste und ließen den Gegner in einem blutigen Regenschauer explodieren. Sofort schlug Maddin Laserfeuer entgegen und zwangen ihn wieder in Deckung, während die Chimäre weiter kreischend zurück setzte.
„Hier T-A-V 19, kommen !“
Ein statisches Rauschen war alles was Korporal Asimov vernahm.
„Hier T-A-V 19, kommen !“
„....Hier.... estm...tter, kommen.“
„Liegen unter schwerem Beschuss, erbitten sofortige Unterstützung, kommen“
„...iederh..len sie, kommen.“
„Hier T-A-V 19, liegen unter schwerem Beschuss beim Kraftwerk, erbitten sofortige Unterstützung kommen !“
Ein weiterer Treffer erschütterte die Chimäre und riss Korporal Asimov erneut zu Boden.
„Verdammte Ketzer“, brüllte Soldat Barthos aus der Fahrerkabine.
Asmo rappelte sich wieder auf und griff erneut nach dem Funkgerät, aber sein Ohr vernahm nichts.
„Das verdammte Funkgerät ist tot, beim Thron, sieht so aus als hätte der letzte Treffer die Antennen gesprengt“, fluchte Asmo.
„Jetzt reicht´s, die werden mich jetzt mal kennen lernen !“, brüllte Mek wutentbrannt.
Erneut jaulte der Motor heulend auf und kreischend setzte sich die Chimäre in Bewegung.
Funken sprühend kreischte der Panzer wieder vorwärts.
„Jetzt wird abgerechnet“, rief Mek grimmig und trat das Gaspedal voll durch.
„Beim Imperator, was hast du vor, verdammt ? Soldat Barthos ?“, wollte Asimov wissen.
Der Panzer ruckte kurz als er über eine Betonschwelle fuhr.
„Brennt, ihr verdammten Ketzer, BRENNT !“, grölte Mek höhnisch.
Naton glaubte seinen Augen nicht zu trauen, als die Chimäre wieder vorwärts ruckte. Der letzte Treffer war glatt am Turm vorbei gegangen, aus dem immer noch sporadisch Feuerstöße abgegeben wurden, und hatte die Antennenanlage abgerissen.
Anscheinend war sich Mek der Gefahr nicht bewusst. Maddin hatte die ganze Zeit nach dem Raketenwerferschützen gesucht, aber ihn nicht entdecken können.
Und dann fuhr die Chimäre einfach auf die Angreifer zu, die schon fast am Kraftwerk waren.
Kreischend schleifte der Panzer über eine Betonschwelle und ein Zischen ertönte kurz.
„Dieser wahnsinnige Irre....“, murmelte Naton kurz und dann ergoss sich ein Feuerstrahl in die Buschlandschaft neben dem Kraftwerk. Sofort ging ein Großteil der Vegetation in Flammen auf und mit ihr einige Angreifer.
Schreiend liefen sie umher und versuchten das Feuer an sich zu löschen, doch es war zu spät. Das Promethium war überall und brannte lichterloh. Unmenschliche Schreie von sich gebend verbrannten die Unglücklichen, die vom Feuerstrahl des Panzers getroffen worden waren.
Es war ein grauenhaftes Schreien, das die Sterbenden von sich gaben und der Flammenstrahl zischte wieder und wieder aus dem Bug der Chimäre, bis sich eine riesige Flammenwalze durch die Buschlandschaft fraß.
„Heiliger Thron, Soldat Barthos ! Sofort zurücksetzen, sonst werden wir mitgebraten !“, brüllte Asimov durch den Panzer so laut er konnte.
„Norman, du Irrer ! Bring uns hier raus verdammt noch mal !“, kreischte Halius aus dem Turm.
„Seht doch, sie brennen, diese Ketzer sollen alle brennen !“
„Soldat Halius, ich will das sie sofort diesen Panzer zurücksetzen. Und das ist keine Bitte !“ , brüllte Korporal Asimov lautstark.
Mek schien wie von Sinnen, doch er hatte wohl begriffen, was los war. Ruckartig gab er Gas und legte den Rückwärtsgang ein. Das Planetengetriebe gab ungute Geräusche von sich – der Panzer machte einen Satz und knirschend und kreischend bewegte sich das tonnenschwere Gefährt rückwärts.
Metall schleifte über Asphalt und Beton, während sich die Chimäre Funken sprühend über den Vorplatz bewegte. Dann heulte der Motor jaulend auf und verstummte mit einem Mal.
Sergeant Naton kroch hinter seiner Deckung hervor. Es war ruhig, bis auf das Knistern der Flammen. Von den Angreifern war nichts zu sehen.
Der Geruch von Promethium und verbranntem Fleisch lag in der Luft, er vermischte sich zu einem übelriechenden, scharfen Gestank. Die Chimäre sah furchtbar aus, Naton begab sich zum Panzer und als er die Seite sah, auf der die Rakete eingeschlagen war, atmete er schrill ein.
Fast die gesamte rechte Seite war eingedrückt und geschwärzt, die Kettenschürzen hingen nur noch in Fetzen an den Resten der Panzerplatten. Teilweise waren die Stahlverkleidungen der inneren Kabine zu sehen und verschiedene Kabel hingen herunter.
Diverse Metallplatten hatten sich verkeilt oder waren verschmolzen und schleiften auf dem Asphalt.
Sergeant Naton hämmerte gegen die hintere Luke, bis Korporal Asimov öffnete.
„Status ?“, wollte Maddin wissen.
„Wir leben noch. Basti ist verletzt und bewusstlos. Der Rest hat nur Prellungen und Schürfwunden.
Der Gefangene scheint noch zu leben, ist aber ebenfalls bewusstlos.“
„Verdammtes Glück habt ihr da gehabt. Der Imperator scheint ein Auge auf euch zu haben“, entgegnete Naton.
„Was ist mit dir, Maddin ?“, fragte Asimov.
„Alles okay, Asmo, alles okay.“ Sergeant Naton kletterte in den Panzer und brüllte sofort los:
„Was zum Thron war das, Soldat Barthos ? Was Barthos ? Das war ein verdammter Raketenwerfer !
Die ganze rechte Seite ist aufgerissen, beim Imperator, zwei Treffer, soviel Glück kann man nicht haben ! Und dann besitzen sie noch die Dreistigkeit und....sie haben das Leben ihrer Kameraden fahrlässig gefährdet, Soldat!“
Intervall V
Sergeant Naton sah zu Kommissar Jakob „Amasec“ Keros herüber, der mit zwei Techpriestern aus dem Kraftwerk sprach. Es war nicht zu erkennen, worüber sie sprachen, zum einen weil Keros mit dem Rücken zu ihm stand und zum anderen weil die Abgesandten des Mechanicus eine Menge bionischer Teile in ihrem Gesicht hatten, was ein Deuten von Mimik und Gestik unmöglich machte.
Aber Maddin konnte sich schon denken worüber sie sprachen.
Er warf einen Blick auf die Chimäre. Ein Atlas Bergungspanzer schickte sich gerade an, den schwer beschädigten Panzer ins Schlepptau zu nehmen. Allerdings war es fraglich, ob die Priester des Omnissiah auch einwilligten, das Fahrzeug zu reparieren, nachdem Mek geradezu blasphemisch mit der Chimäre umgegangen war.
Das Buschland um das Kraftwerk herum brannte noch immer an einigen Stellen, was das Mechanicus dazu veranlasst hatte, einige Servitoren mit Löschaufgaben zu betrauen, um eine Ausbreitung zu verhindern.
Asimov, Toitos, Barthos und Halius wurden inzwischen medizinisch versorgt, sie alle waren in eine Sanitäts-Chimäre verbracht worden, nachdem Kommissar Keros mit Verstärkung beim Kraftwerk angekommen war.
Den Gefangenen und seinen toten Begleiter hatte man inzwischen ins Kommissariat der Störtebecker Kaserne gebracht.
Naton sah wie Amasec das Gespräch mit den Techpriestern beendete, sich umwandte und auf ihn zu
kam.
„Sergeant Naton.“
„Kommissar Keros. Was kann ich für sie tun ?“, antwortete Maddin ruhig.
„Nach ihrem vorläufigen Bericht, waren es also mindestens 10 Angreifer. Konnten sie sie identifizieren ? Irgendwas, dass darauf schließen lässt, wer oder was das war ?“
„Kommissar, sie wissen soviel wie ich“, entgegnete Maddin.
„Ich erwarte einen vollständigen Bericht bis morgen Mittag. Sie können wegtreten, Sergeant“, befahl Keros.
Kommissar Keros trat einen Schritt zurück, als es an der Tür klopfte. Er sah auf die Uhr. Es war 5 vor zwölf. Der Gefangene hatte mehr Widerstandskraft, als man vermuten konnte.
Jakob Keros unterdrückte ein Gähnen und ging zur Tür des schmucklosen Verhörraumes.
Energisch öffnete er die Tür und blickte in das Gesicht von Sergeant Naton.
„Sergeant. Ich nehme an sie sind hier, um ihren Bericht abzuliefern ?“
„Hier nehmen sie“, antwortete Maddin und hielt dem Kommissar einige Zettel hin, die dieser rasch ergriff und kurz prüfend überflog.
Dann trat er hinaus auf den Flur und nickte den beiden Wachen zu, die am Ende des Ganges standen. Die Soldaten eilten auf heran und salutierten.
„Sie wünschen, Kommissar ?“
„Behalten die den Gefangen im Auge. Sollte er einen Fluchtversuch wagen, erschießen sie ihn.“
„Ja Sir !“
Damit verschwanden die Imperialen im Verhörraum und Keros wandte sich wieder an Naton.
„Sergeant, begleiten sie mich. Ich will wissen, was Magos Tempyr über den Toten in Erfahrung bringen konnte.“
Jakob Keros und Martin Naton gingen schnellen Schrittes durch das Kasernengebäude. Sie begaben sich nach draußen auf den Hauptplatz und liefen dann in Richtung des Lazaretts.
Normalerweise diente es zur Versorgung der Verwundeten, aber ein Bereich war für den Abgesandten des Adeptus Biologis reserviert worden, was kein Problem darstellte, da nur selten jemand in Tokros ins Lazarett musste. Der Planet lag außerhalb aller Krisengebiete und der Überfall gestern Abend war der erste Vorfall seit der Besiedlung des Systems.
Der Sanitätsbereich lag in einer abseits gelegenen Ecke der Kaserne, eine Sanitäts-Chimäre stand direkt vor dem Eingang.
Das Gebäude selbst war ein kleiner, flacher Betonbau, der relativ unauffällig schien und fast wie ausgestorben da lag, nur ein Wachsoldat stand davor und wirkte sehr gelangweilt.
Als er die beiden Vorgesetzten erblickte, salutierte er eilig, aber Naton und Keros schenkten ihm nur wenig Aufmerksamkeit.
Als sie im Inneren des Hauses waren, schlug ihnen der Geruch von Medikamenten und Desinfektionsmitteln entgegen. Die Flure waren weiß und hell erleuchtet, aber ansonsten menschenleer.
Kommissar Jakob Keros und Sergeant Martin Naton liefen die Gänge entlang bis zu dem Bereich des Adeptus Biologis, vor dem ein weiterer Soldat Wache hielt.
Er ließ die Beiden passieren und sie traten in einen großen Raum der voll war mit medizinischen Instrumenten, diversen Utensilien und Fläschchen gefüllt mit seltsamen Substanzen. Ein Servitor stand in Bereitschaft an einer Wand neben einem tragbaren Röntgengerät, während an der anderen Seite ein Tisch mit verschiedenen Gewebeproben stand. Ein beißender Geruch stieg ihnen in die Nase, es roch nach Desinfektion und Alkohol, aber da war noch was anderes Unbekanntes.
Magos Biologis Florian Tempyr stand in der Mitte des Raumes über einen Untersuchungstisch gebeugt und arbeitete offensichtlich an dem Toten, den Naton aus dem Tanklager mit gebracht hatte.
Neugierig blickte er auf.
„Oh, Kommissar, ich habe sie bereits erwartet. Wie ich sehe hatten sie eine lange Nacht. Ihre Augen verraten sie. Aber deswegen sind sie sicher nicht hier.“
„Nein, sicher nicht, ehrwürdiger Magos. Wie sind ihre Untersuchgen verlaufen ?“, wollte Keros wissen.
Sergeant Naton warf einen Blick auf die Leiche und erschauderte bei dem Anblick. Unwillkürlich wanderte seine Hand an die Pistole, die im Holster steckte.
„Treten sie näher, das Wesen ist tot, soviel ist sicher. Nun, wie auf den ersten Blick erkennbar ist, haben wir einen Mutanten vor uns, aber es ist keine von diesen gewöhnlichen Blaspehmien, wie es zuerst den Anschein hatte“, trug Magos Tempyr vor.
„Wenn es kein gewöhnlicher Mutant ist, soweit man bei diesem Abschaum von gewöhnlich sprechen kann, was ist es denn dann ? Ist es der korrumpierende Einfluss des Chaos ?“, wollte Keros wissen.
„Chaos, ich wusste es gleich !“, meldete sich Naton zu Wort.
„Ihr seid zu voreilig. Wenn ihr erlaubt, werde ich euch meine Ergebnisse mitteilen. Meine Untersuchungen haben ergeben, das dieses Wesen ein Hybrid ist. Es wurde so geboren und ist nicht im Nachhinein mutiert. Ich habe Gewebeproben entnommen und die inneren Organe untersucht....“
„....und das Ergebnis wird mir nicht gefallen, richtig Magos ?“, schlussfolgerte Keros.
„In der Tat, Kommissar, in der Tat. Und ebenso wenig gefiel es mir, aber dieses Wesen hat eindeutig Merkmale von Symbionten. Eine Untersuchung durch einen Genetor könnte den Grad der Verseuchung feststellen, aber die Art ihres Auftauchens impliziert, das es sich um die dritte oder vierte Generation handeln muss“, erklärte Magos Tempyr.
„Das heißt wir haben ein Problem ?“, fragte Naton. Es war eine rhetorische Frage.
„Das Tanklager, das Kraftwerk....jetzt passt es zusammen.“ Kommissar Jakob „Amasec“ Keros dachte nach.
„Sergeant Naton, ich denke ihnen ist klar, das wir herausfinden müssen wie groß die Bedrohung wirklich ist. Begeben sie sich zu ihren Männern, Einsatzbereitschaft in 2 Stunden.“
„Wie sie wünschen, Kommissar.“
„Und noch etwas, Sergeant. Das hier bleibt unter uns. Ich muss ihnen ja wohl nicht erklären, wie die Bevölkerung auf so etwas wie das hier reagiert.“ Dann wandte sich Keros an den Florian Tempyr: „Magos, ihr werdet dies hier ebenso vertraulich behandeln und den Leichnam schnellstens verbrennen.“
Das laute Dröhnen der Schubdüsen erregte die Aufmerksamkeit der kleinen Truppe unter Sergeant Naton. Sie standen am Rande des Hauptplatzes in der Störtebeker Kaserne, nahe des Likedeeler Hafens, der ein Teil des militärischen Komplexes an der Wonraw war.
Am Himmel war eine Walküre erschienen und setzte zur Landung auf dem großen Betonplatz an.
Anscheinend kam sie direkt vom Luft- und Raumhafen aus dem nahe gelegenen Laagos, dem Hauptstützpunkt der Imperialen Luftwaffe in diesem Gebiet.
Mit brüllenden Motoren setze sie langsam auf und der Pilot grinste ihnen aus dem Cockpit zu. Er hatte sicher nicht oft das Vergnügen mitten in der Stadt zu landen.
Kommissar Keros kam aus dem Kommandanten Büro zu Naton herüber gelaufen.
„Alles aufsitzen, sofort. Wir haben keine Zeit zu verlieren“, befahl er.
Naton gab ein Handzeichen an den Piloten und die Heckluke öffnete sich. Die Soldaten liefen diszipliniert an Bord und nahmen auf den Sitzbänken Platz, während sie ihre Ausrüstung sicher verstauten.
Jakob Keros dagegen ging zur Kanzel und sprach mit dem Piloten, worauf dieser die Motoren vom Leerlauf in den Leistungsmodus versetzte und die Walküre wieder startete.
„Nun Kommissar ?“, brüllte Sergeant Naton, um den Lärm der Düsen zu übertönen.
„Wir haben den Kontakt mit unserem Stützpunkt in der Tokrosser Heide verloren. Der Posten liegt östlich, ebenso wie das Kraftwerk und das Tanklager. Das deutet auf einen möglichen Zusammenhang hin und wir werden das überprüfen. Der Pilot wird uns ungefähr 3 Kilometer vor dem Lager absetzen“, erwiderte Keros..
„Und den Rest des Weges ? Sollen wir uns etwa durch die Wald- und Sumpflandschaft schlagen ?“, wollte Korporal Asimov wissen.
Keros antwortet nicht darauf, die Motoren der Walküre wurden leiser und das Licht im Innenraum wechselte von weiß auf rot.
Anscheinend war der Transporter für Nacht- und Nebelaktionen umgerüstet worden, denn die Düsen flüsterten nur noch leise vor sich hin.
„Bereit machen“, erklang die Stimme des Piloten im Interkom. Die Soldaten griffen nach ihrer Ausrüstung, während der Transporter anscheinend ein Position flog.
Dann öffnete sich die Heckklappe und Korporal Asimov trat an die Luke. Er sah hinaus auf die Baumwipfel und befestigte dann ein Seil im Innenraum.
Anschließend nahm er seine Ausrüstung und seilte sich hinab in die dunkle Nacht, gefolgt von den Anderen.